NABU baggert für die Gelbbauchunke

Erfolge im Nußlocher Steinbruch

Gemeinsam für die Gelbbauchunke – das ist das Ziel des Naturschutzprojekts „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland“, das der NABU zusammen mit Bund, drei Ländern und vielen Partnern durchführt. Der Bestand der Gelbbauchunke befindet sich in einem sehr besorgniserregenden Zustand. Aktuell ist diese Amphibienart auf den Roten Listen Deutschlands und Baden-Württembergs als „stark gefährdet“ eingestuft.

Ganz besondere Aufmerksamkeit erhielt die Gelbbauchunke beim großen Pressetermin im Sommer 2014. Der NABU Baden-Württemberg hatte alle landesweiten Kooperationspartner und Projektförderer in den Nußlocher Steinbruch von HeidelbergCement eingeladen.


Grußworte an die Gäste richteten neben der Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz (BfN) Prof. Dr. Beate Jessel als Fördermittelgeberin der baden-württembergische Naturschutzminister Alexander Bonde, der Präsident des Industrieverbands Steine und Erden Baden-Württemberg (ISTE) Peter Röhm sowie der NABU-Landesvorsitzende Dr. Andre Baumann. 

Pressetermin im Sommer 2014
Pressetermin im Sommer 2014

Der Nußlocher Steinbruch - eins von vielen wertvollen Projektgebieten

Der Steinbruch Nußloch ist eines von 42 baden-württembergischen Projektgebieten. Hier hat der NABU inzwischen mit einem Bagger einige Kleinstgewässer angelegt, in denen sich bereits Gelbbauchunken angesiedelt haben und deren Kaulquappen sich dort sehr gut entwickeln. Da Gelbbauchunken sich nur in sehr kleinen Tümpeln, mit Wasser gefüllten Fahrspuren und größeren Pfützen fortpflanzen und diese größtenteils frei von Bewuchs sein sollten, haben die Naturschützer zudem bestehende Kleingewässer freigeräumt.

Kaulquappen der Gelbbauchunke
Kaulquappen der Gelbbauchunke

Zusammen mit den übrigen Projektgebieten am Oberrhein entsteht so eine Reihe neuer Lebensräume, über die sich die einzelnen Vorkommen des kleinen Lurches auch untereinander vernetzen können.

Die besondere Verantwortung für den Bestand der Gelbbauchunken

Das bundesländerübergreifende Naturschutzprojekt wird über die Gesamtlaufzeit von sechs Jahren mit gut 2,5 Millionen Euro vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gefördert.

Mit dem Bagger werden Kleingewässer neu geschaffen
Mit dem Bagger werden Kleingewässer neu geschaffen

„Deutschland trägt eine besondere Verantwortung für den Schutz und die Erhaltung der Gelbbauchunke, da sich hier sowohl ihre nördliche Verbreitungsgrenze als auch ein bedeutender Teil des Gesamtareals befindet“, sagte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des BfN.


„Die Lebensräume der Gelbbauchunke sind dynamische und strukturreiche Offenlandschaften mit Kleingewässern. Sie sind in ihrer vielfältigen Ausprägung wichtig für die Biologische Vielfalt. Wir erhoffen uns von solchen Projekten, die neue Lebensräume für Leitarten des Artenschutzes schaffen, eine wichtige Signalwirkung auch über die Landesgrenzen hinaus.“

Der baden-württembergische Naturschutzminister Alexander Bonde überzeugte sich vor Ort im Nußlocher Steinbruch von den aktuellen Fortschritten und Ergebnissen des Projekts. „Die typischen Artengemeinschaften unseres Landes dauerhaft zu sichern, ist ein wichtiges Ziel unserer Naturschutzstrategie.

Schaffung von Sekundär-Habitaten

Dabei achten wir besonders auf Arten wie die Gelbbauchunke, für die Baden-Württemberg innerhalb Deutschlands und Europas eine besondere Verantwortung hat", sagte Bonde. Baden-Württemberg engagiert sich bereits in einigen Projekten für das Überleben der Unke. „Abbaustätten wie Steinbrüche oder Kiesgruben sind wesentliche Elemente eines Biotopverbundes für Pionierarten. Leider gibt es in Baden-Württemberg zu wenige natürliche Standorte, an denen die Gelbbauchunke überleben kann, deshalb müssen wir diese Sekundärlebensräume wie hier im Steinbruch schaffen und pflegen. Der Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und den Abbau-Unternehmen ist uns deshalb ein besonderes Anliegen“, erklärte der Naturschutzminister.

Steinbrüche, Ton- und Kiesgruben als Rückzugsraum

In den Rheinauen finden sich noch Primär-Habitate der Gelbbauchunke
In den Rheinauen finden sich noch Primär-Habitate der Gelbbauchunke

Auch in Ton- und Kiesgruben ziehen sich seltene Arten wie die Gelbbauchunke gerne zurück. Mit dem ISTE hat der NABU Baden-Württemberg deswegen bereits 2012 eine Erklärung zur Förderung einer nachhaltigen Rohstoffnutzung in Baden-Württemberg unterzeichnet. Peter Röhm, Präsident  des ISTE: „Der Artenschutz liegt vielen unserer Unternehmen am Herzen. Deshalb setzen wir uns auch weiterhin dafür ein, dass Gelbbauchunken und Co. unsere Steinbrüche, Ton- und Kiesgruben als Rückzugsraum nutzen können.“

Artenreichtum im Nußlocher Steinbruch

Dass sich Gelbbauchunken im Nußlocher Steinbruch wieder wohl fühlen und sich munter vermehren, ist derzeit vor Ort zu beobachten. „ Wir sind stolz auf den Artenreichtum in unserem Steinbruch, denn nicht nur die Gelbbauchunke, sondern beispielsweise auch  Neuntöter und Ödlandschrecke fühlen sich hier wohl. Ich hoffe, dass die gute und pragmatische Zusammenarbeit mit dem NABU Baden-Württemberg noch viele weitere Jahre andauert“, sagte Christian Knell, Sprecher der Geschäftsleitung von HeidelbergCement Deutschland.

Alle ziehen an einem Strang !

„Der Schutz von Gelbbauchunken hat für uns eine sehr hohe Priorität. Deshalb arbeiten wir gerne mit Bund, Land und Unternehmen zusammen, um diese selten gewordene Tierart zu fördern. Das erfreuliche ist: Wenn wir alle an einem Strang in dieselbe Richtung ziehen, können wir binnen kurzer Zeit mit diesem Projekt den kleinen Unken helfen. Das ist mehr als nur ein Tropfen auf den heißen Stein“ sagte Dr. Andre Baumann, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg.


Über das Projekt

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Übersichtskarte zu der Projektregion „Oberrhein" mit 42 Projektgebieten

Der NABU hat sich als erster Naturschutzverband der länderübergreifenden Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland angenommen. Zusammen mit seinen Projekt- und Kooperationspartnern will er bestehende Populationen der Gelbbauchunke stärken, Trittsteine zwischen Lebensräumen schaffen und teilweise die Art wieder ansiedeln, um isolierte Populationen zu verbinden.

Durch die Maßnahmen soll nicht nur die Vielfalt an Lebensräumen, sondern auch die Artenvielfalt in fünf Bundesländern und insgesamt acht Projektregionen gesteigert werden. Baden-Württemberg stellt mit der Projektregion „Oberrhein“ und ihren 42 Projektgebieten eine der größten Projektregionen.

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Die wichtigsten Projektdaten

  • Projektträger: Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Niedersachsen e.V.
  • Projektpartner: NABU Landesverbände Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, NABU Naturschutzstation Aachen, Biologische Stationen Bonn/Rhein-Erft und Oberberg, Institut für Zoologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover
  • Laufzeit: 21.12.2011 – 28.02.2018
  • Projektregionen und –gebiete: Das Projekt wird in fünf Bundesländern in acht Projektregionen mit insgesamt 130 Projektgebieten umgesetzt.
  • Kooperationen: Das Projekt wird in jeder Region von zahlreichen Kooperationspartnern tatkräftig unterstützt. Dazu gehören Landesfach-, Naturschutz- und Forstbehörden, Naturschutzgruppen, Biologische Stationen, Rohstoffindustrieverbände, Rohstoffabbaubetreiber, Universitäten, Bundeswehr und Militär.

Förderer des Projekts

Das Projekt „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland“ ist ein Förderprojekt des BfN, das im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit finanziert wird.


Ebenso unterstützen die Länder Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen das Projekt. Projektträger ist der NABU Niedersachsen, Projektpartner sind NABU Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, die NABU Naturschutzstation Aachen, die Biologischen Stationen Bonn und Oberberg, das Institut für Zoologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover sowie das Institut für Umweltplanung der Leibniz Universität Hannover. Neben dem ISTE begleiten dieses Projekt viele weitere Kooperationspartner.

 

 

 

 

 

Letzte Aktualisierung: 07.05.2015 (MP)