Naturnahe Landwirtschaft

Lebensraum für Feldlerche, Rittersporn & Co

„Fairpachten – mehr Naturschutz für Kommunen“  Workshop am 02.07.2021

Copyright: NABU/Frank Gottwald
Copyright: NABU/Frank Gottwald

Der NABU Rhein-Neckar-Odenwald hatte Anfang Juli Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen, der Naturschutzverbände und Bürgerinnen und Bürger mit privatem Landbesitz eingeladen zum Workshop „Fairpachten“. Der Vortrag wurde präsentiert von Jochen Goedecke, Landwirtschafts-Referent beim NABU Baden-Württemberg und Berater im Projekt Fairpachten.
Auslöser für das Fairpachten-Projekt ist der dramatische Zustand der Artenvielfalt im Offenland, vor allem auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. Das Insektensterben ist traurige Realität und besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass mittlerweile nicht nur Spezialisten, sondern auch viele „Allerweltsarten“starke Rückgänge zu verzeichnen haben. Dabei bilden Insekten die Basis der Nahrungskette und deren Verlust wirkt sich direkt auch auf die Bestände von Vögeln und Fledermäusen aus. Der Bestand der Agrar-Vögel hat seit 1980 um 30% abgenommen. Bemerkenswert ist auch der Rückgang ganzer Lebensräume wie zum Beispiel extensiv genutzter Wiesen.
In Deutschland werden 50% der Gesamtfläche landwirtschaftlich genutzt, somit hat die Art der Landwirtschaft einen enormen Einfluss auf die Artenvielfalt im Offenland. 60% der landwirtschaftlichen Nutzflächen sind Pachtflächen. Hier kann gemeinsam mit den Pächtern angesetzt werden, um – unabhängig von Fördermitteln der EU oder anderen staatlichen Hilfen – Einfluss zu nehmen auf die Art der Landnutzung.
Im Pachtvertrag können kleinere Maßnahmen wie Altgrasinseln oder Blühstreifen, aber auch größere Maßnahmen, wie z. B. die Vereinbarung von Brachflächen festgelegt werden. Für den Anfang bieten sich wenig produktive Flächen an wie Waldrandlagen oder Flächen im spitzen Winkel. Im NABU-Projekt Fairpachten wurden 30 Maßnahmen-Steckbriefe erarbeitet. Sie enthalten das Ziel der Maßnahme, die Ausführung und eine passende Formulierung für den Pachtvertrag (https://www.fairpachten.org/naturschutzmassnahmen). Der Referent stellte exemplarisch einige Maßnahmen vor wie Wieseninseln, mehrjährige Blühstreifen, verzögerter Stoppelumbruch oder Mischfruchtanbau. Für Einsteiger gibt es einen verkürzten, einfach umzusetzenden Maßnahmenkatalog aus dem der Pächter wählen kann.
Ebenso findet sich auf der Homepage www.fairpachten.org der Musterpachtvertrag, der von einem Fachanwalt für Agrarrecht ausgearbeitet und sorgfältig geprüft wurde. Die häufigsten Fragen im Zusammenhang mit Pachtverträgen werden auch auf der Homepage beantwortet. Die Maßnahmen sollten immer gemeinsam mit den Pächtern der Fläche ausgearbeitet und umgesetzt werden. Als Anreiz für die Umsetzung bietet sich eine Pachtpreis-Reduzierung der Verzicht auf eine Pachtpreis-Erhöhung an.
Aufgrund des BiodiversitätsStärkungsGesetzes sollen in den kommenden Jahren in Baden-Württemberg Rückzugsräume für Tiere, sog. Refugialflächen, auf 10% der landwirtschaftlichen Nutzflächen geschaffen werden. Pachtverträge mit integrierten Naturschutz-Maßnahmen sind für die Kommunen als Flächenbesitzer ein guter Weg, dieses Ziel zu erreichen. Gleichzeitig sorgen sie für die Bewahrung der Kulturlandschaft und für mehr Lebensqualität.

Protestaktion gegen Landwirtschaftspolitik

 

Anlässlich des Besuchs von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in Leimen hat der NABU Bezirksverband am 04.02.19 eine Protestaktion organisiert. Wir haben gemeinsam mit den Vertretern aus verschiedenen NABU-Gruppen der Region 114-Euro-Postkarten an die Besucherinnen und Besucher des Neujahrsempfangs verteilt und für eine bessere und naturverträglichere Landwirtschaft geworben.

 

 

Bundesregierung muss klaren Kurswechsel einfordern
Bundesagrarministerin Julia Klöckner muss nun in Brüssel einen klaren Kurswechsel einfordern. Die Vorschläge dazu liegen bereits auf dem Tisch, wie das vorhandene EU-Budget zugunsten der Natur umgeschichtet werden kann. Bei gleich bleibender Fördersumme könnten künftig drei Viertel der deutschen Agrarfläche besonders naturverträglich bewirtschaftet werden. Gleichzeitig würden die Einkommen der teilnehmenden Betriebe gleich bleiben oder sogar steigen. Betriebe, die künftig nur die Mindeststandards der Umweltgesetze einhalten wollen, könnten dies auch tun – sie erhielten dann allerdings kein Geld mehr vom Steuerzahler. Durch diese Umstellung könnte die Agrarförderung wesentlich umwelt- und naturfreundlicher und gegenüber Landwirtinnen und Landwirten wie Steuerzahlern fairer gestaltet werden.

Das fordert der NABU für die GAP 2021 bis 2027:

  • den Aufbau einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion, die langfristig unabhängig von Subventionen ist und hohen Umwelt- und Tierschutzstandards genügt.
  • die Rettung der Artenvielfalt: Dazu müssen mindestens 15 Milliarden Euro jährlich in einen neuen EU-Naturschutzfonds umgeschichtet werden. Aus diesem könnten Landwirte ein attraktives Zusatzeinkommen erzielen, wenn sie konkrete Leistungen für den Erhalt der Natur erbringen.
  • Faire Preise: Die GAP muss einen positiven Beitrag zur Landnutzungs- und Ernährungspolitik leisten. Statt ein System der „Masse“ muss sie Bewusstsein, Vermarktung und Zahlungsbereitschaft für „Klasse“ fördern, kleine und mittlere Betriebe erhalten und die Lebensmittelverschwendung eindämmen.
  • Keine Blankoschecks aus der GAP: Klare EU-weite Umweltstandards und Sanktionsmöglichkeiten für die Europäische Kommission! Schluss mit dem Gießkannenprinzip bei der Verteilung der Agrarsubventionen.
  • die Mitgestaltung dieser Politik durch alle relevanten politischen Akteure – weit über die Agrarminister und Agrarausschüsse der Parlamente hinaus. Auf europäischer Ebene, aber auch auf Bundes- und Landesebene müssen die Ressorts für Umwelt, Gesundheit, Verbraucherschutz und Entwicklungszusammenarbeit mitentscheiden, wie unsere Landwirtschaft in Zukunft aussehen soll: Fair, gesund und naturverträglich!


Für den Hintergrund: FAQs zum Thema unter www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/agrarpolitik/eu-agrarreform/24764.html

 


Wir brauchen eine neue Agrarpolitik!

NABU fordert mehr Geld für naturverträgliche Landwirtschaft

Jedes Jahr fließen 114 Euro pro EU-Bürgerin und EU-Bürger in die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union. Eine ganze Menge Geld!

Es macht im Durchschnitt in Deutschland etwa 35 Prozent des Einkommens der landwirtschaftlichen Betriebe aus. Diese Subventionen bestimmen damit ganz wesentlich, wie unsere Lebensmittel produziert werden.

 

Doch leider bleibt am Ende für Natur und Umwelt wenig übrig. Landwirtschaft lohnt sich meist nur für den, der das Maximum aus seinen Feldern oder Tieren herausholt, mit viel Dünger und Pestiziden.

 

 

Wir wollen, dass Ihre jährlichen 114 Euro sinnvoll für Natur und Landwirtschaft ausgegeben werden. Mit unserer NABU-Agrarkampagne wollen wir bis zur Europawahl im Mai 2019 die längst fällige Agrarwende einläuten.

 

Schreiben Sie ihrem EU-Abgeordneten ihre Wünsche für eine naturverträgliche Landwirtschaft!
Schauen Sie sich Ihre Region an: Was müsste anders gemacht werden? Was würde den Tieren und Pflanzen der Agrarlandschaft am meisten helfen?

 

Um teilzunehmen, klicken Sie bitte auf diesen Link: https://mitmachen.nabu.de/meine114euro

 


 

NABU-Ausstellung „Landwirtschaft für morgen“
Eröffnung am 12.03.19 um 19:30 in der Gemeindebücherei Sandhausen

Blühende Ackerränder mit Kornblumen und Rittersporn, vielfältiges Insektengebrumm in der Luft und über den Feldern klingt der trillernde Gesang der Feldlerche – nur noch nostalgische Erinnerung oder Perspektive für die Zukunft?
Der Zustand der Agrar-Landschaft ist besorgniserregend: Studien belegen einen dramatischen Rückgang der Feldvögel, übermäßige Düngung verursacht erhöhte Nitratwerte im Grundwasser und riesige Felder ohne Hecken und Bäume bestimmen das Bild.
Hauptverursacher für die hoch-industrialisierte Landwirtschaft ist die Agrar-Politik der Europäischen Union. Hier ist die Stellschraube, an der jeder Bürger und jede Bürgerin bei der kommenden Europawahl drehen können.
Aber auch vor Ort kann eine Menge getan werden! Neben dem Bio-Landbau gibt es weitere Initiativen wie die Erzeugergemeinschaft KraichgauKorn®, die pestizidfrei wirtschaftet und so hochwertiges Getreide produziert, welches in den Bäckereien der Region verarbeitet wird.


Bei der Eröffnungsveranstaltung der NABU-Ausstellung „Landwirtschaft für morgen“ am 12.03.2019 um 20:00 wird SPD-Agrarexperte Georg Nelius (MdL) zum Thema „Zukunft der Landwirtschaftspolitik im Land und in Europa“ sprechen. Danach stellt Ihnen der Landwirtschafts-Fachmann Sebastian Strumann die Forderungen des NABU für eine Reform der EU-Agrarpolitik vor. Roland Waldi von KraichgauKorn® informiert über die Erzeugergemeinschaft und ihre Produkte und wir laden Sie herzlich zur Diskussion über eine moderne Landwirtschaft ein. Wir begrüßen Sie ab 19:30 mit Streuobstwiesen-Produkten, vielfältigem Infomaterial und KraichgauKorn®-Erzeugnissen.


Die NABU-Ausstellung „Landwirtschaft für morgen“ können Sie zudem zu den üblichen Öffnungszeiten der Bücherei Sandhausen (Friedrich-Ebert-Schulzentrum, Eingang Büchertstraße, 69207 Sandhausen) vom 12.-21.3.19 besuchen. Dort liegt auch Infomaterial für Sie bereit.

 

 

 

 

 

Letzte Aktualisierung: 04.08.2021 CK